„Der groovige, Soul-singende Bajuware ist möglicherweise auch im goldgelben Anzug unterwegs und freut sich über jede Volksweise, die mitgesungen wird.“
MDR Kultur Studiosession / Jan Kubon, 8.5.2021
Lass uns zu Anfang das Geheimnis unseres Bandnamens lüften und dir damit die am häufigsten an uns gestellte Frage beantworten:
„Saela“ – den scheinbaren Buchstabensalat haben wir aus unseren Namen Sarah Graefe und Gianluca Calivà gewürfelt. Zu unserer eigenen Überraschung durften wir bei prüfenden Nachforschungen feststellen, dass das isländische Wort „sæla“ für Wonne, Glück und Seeligkeit steht. Was für eine Laune des Schicksals. Und so wiederum heißt unser erstes Album, welches wir im Sommer 2019 in Gianlucas Heimat, dem Altmärkischen Salzwedel, aufgenommen haben – „The Whim of Fate“.
Eben „the whim“ gesellt sich zur Wonne – die Laune, die Marotte. Denn was wären wir ohne unsere Eigenarten oder unsere spontanen Bauchgefühle.
Unsere Musik ist authentisch und handgemacht. Gesang, Geige und Gitarre gehen Arm in Arm und ziehen dich mit in unser Klanguniversum. Dabei sind unsere Lieder so bunt wie Jan Kubon vom MDR unsere Musiksprache oben betitelt hat. Pop, Jazz, Soul und Weltmusik malen jedoch vorrangig unser Klanggesicht.
Weil wir beide uns auch hinter der Bühne richtig gut verstehen, teilen wir viele Gedanken, ganz profan gesagt über „die Welt“, unsere Gesellschaft, unser Miteinander und unsere Werte. In unseren englischen Songtexten möchten wir dich teilhaben lassen. An Lebensfreude und Liebe, an Sehnsüchten und wonnevoller Gelassenheit. An Nachdenklichkeit, am Warten darauf, dass sich Missstände verändern, indem Empathie und Ambition uns Menschen dazu bewegt, uns zu verändern. Veränderung ist unbequem, aber eine Möglichkeit, sich weiterzuentwickeln. Und wir möchten nicht stehenbleiben. Wir wollen uns entfalten und wachsen. Wir möchten achtsam sein, mit uns selbst und unserer Umgebung.
Demnach gehen wir der Zukunft neugierig entgegen und freuen uns darauf, was sie uns beschert und wie sich unsere Musik mit ihr verändert.
Das ist unser gemeinsamer Weg, der sich seit unserer ersten Begegnung in der Dresdner Musikhochschule Carl Maria von Weber zu ebnen begann. Dabei kommen wir eigentlich aus ganz unterschiedlichen Ecken.
Ich bin Sarah.
Ich habe durch die musische Berufstätigkeit meiner Mutter gewissermaßen pränatal klangvollen Input aufgesogen. Mit 14 Tagen tanzte ich bereits auf dem Arm meines Vaters zu Led Zeppelin und wurde durch die barocken Solosonaten für Geige von Jean Marie Leclair zu Tränen gerührt. In den folgenden Jahrzehnten wurde bei uns gerne bis in die späten Abendstunden zusammen Musik gehört und dadurch mein Musikgeschmack maßgeblich geprägt. Kaum konnte ich stehen, hielt ich eine winzige Geige in Händen und säbelte los. Kurz vor meinem fünften Geburtstag gestattete ich meiner Geige spielenden Mutter, Verbesserungsvorschläge anzubringen. So genoss ich meine ersten Unterrichtsstunden und wurde bis zum Studium durch ihre pädagogische Begleitung gefördert.
Seither ist das Musikmachen ein wesentlicher Bestandteil meiner Selbstverwirklichung – geigend, singend, Klavier spielend. Letzeres half mir dabei, das Notenlesen besser zu bewältigen und wurde über kurz oder lang zur zweiten Leidenschaft. Die Vokabel „Langeweile“ hatte in meinem Leben keinen Platz. Weil die Schule mir eine lästige Pflicht war, bedeutete die künstlerische Freizeitgestaltung Befreiung und Freude. Das Üben im stillen Kämmerlein machte dabei nur einen kleinen Teil aus, weil ich in unendlich vielen Ensembles vom erfüllenden Strom des gemeinsamen Musizierens ergriffen wurde. Dabei war und ist bis heute das Zusammenspiel mit meiner jüngeren Schwester besonders bedeutend. Durch die Menge des gemeinsamen Musizierens erwuchs zwischen uns ein wortloses Verstehen über unsere Instrumente. Wir teilten uns das erste Notenpult im Schulorchester und bespielten zahlreiche Bühnen von Wettbewerben und Musikschulveranstaltungen. Ich bin sehr dankbar, durch so viel Auftrittserfahrungen ein vertrauensvolles Verhältnis zum Bühnentreppchen gewonnen zu haben.
Ich darf von mir behaupten, dass ich immer eine fleißige Schülerin gewesen bin. Drum verwunderte es mich selbst, als ich mit vierzehn auch noch Gesangsunterricht nahm, vorerst klassisch, und keine Ambition verspürte, emsig zu üben. Erst viel später, als ich bereits mit dem Studium in Dresden begonnen hatte, wurde mir klar, dass nicht der klassische Gesang mein singendes Bedürfnis erfüllt. Kaum hatte ich das Genre gewechselt, packte mich der Lerneifer.
Zeit meiner Kindheit und Jugend haben mich ausnahmslos tolle Lehrerinnen und Lehrer begleitet, die liebevoll und ohne Druck mein musikalisches Vorankommen beflügeln wollten. Musik bedeutete für mich Ankommen, Entspannen. Ich war immer selbstbestimmt. Niemand von meinen früheren Schulfreundinnen und Freunden wäre deshalb überrascht, zu hören, dass ich heute Musikerin bin und das auch noch mit Leidenschaft. Auf der Bühne zu stehen gibt mir Kraft, macht mich glücklich. Nicht minder, wenn ich mit meinen kleinen und großen Schülerinnen das Geigespielen erprobe. Ich habe das Bedürfnis, etwas weiterzugeben - fachlich, künstlerisch, aber vor allem auch menschlich. Meinen Schülerinnen möchte ich über einen gewissen Zeitraum eine vertraute Wegbegleiterin sein und meinem Publikum eine denkwürdige Begegnung, die ein paar Impulse auf den Heimweg mitgibt. Sei es ein Gedanke oder eine bewegende Melodie.
Ich bin Gianluca.
Zwar entstamme ich keinem Musikerhaushalt, jedoch wurde zu Hause im altmärkischen Salzwedel gerne und oft Musik gehört. Mein aus Palermo stammender Vater war damals und ist bis heute ein leidenschaftlich singender Koch der italienischen Küche. Cantautori wie Paolo Conte, Lucio Dalla und Pino Daniele hallten gerne mit ihren Melodien durch unsere Wohnung.
Ich muss acht Jahre alt gewesen sein, als ich bei einer meiner kindesüblichen Recherchen auf dem Kleiderschrank meiner Eltern eine Gitarre entdeckte. Vier, den Gesang meines Vaters begleitende Akkorde berührten mich warm. Ein Gefühl von emotionaler Bewegtheit und Hingabe, das ich jedesmal in meinem Publikum erwecken möchte, wenn ich heute auf die Bühne trete. Zu meinem neunten Geburtstag bekam ich meine erste klassische Gitarre geschenkt und erfreute mich an eben jenen vier Akkorden, die mein Vater zu spielen wusste und an der Basslinie zu „Hit the road Jack!“.
Mit elf Jahren schwenkte mein Interesse zur E-Gitarre und nach klimpernder Selbstbeschäftigung erhielt ich erste Gitarrenstunden, die meine Fingerfertigkeiten schulten, um Lieblingssongs von Red Hot Chili Peppers, Linkin Park und später System of a Down nachzuspielen. Ich war sicher kein guter, das heißt fleißiger Schüler, aber ich habe immer mit voller Begeisterung zur Gitarre gegriffen. Das Musikmachen stellte ein wichtiges Ventil für mich dar, um zu verarbeiten, was mich bewegte, was mich glücklich, was mich traurig machte.
Das Weihnachtskonzert meines Gymnasiums bot mir, als ich dreizehn war, die Bühne für meinen ersten großen Auftritt. Mein selbstkomponiertes Stück fand sogar lobende Erwähnung in der heimatlichen Presse und so knüpfte ich erste Freundschaft mit dem Musikmachen vor Publikum.
Die Jugendkultur-Etage „Aktion Musik“ ließ mich mehr in die sehr von Punk bis Metal geprägte regionale Musikszene eintauchen. Austausch und Veranstaltungen im Club „Hanseat“ eröffneten neue Klangwelten und machten mich mit Musikern und Musikbegeisterten bekannt. Ich schaute YouTube-Videos diverser Gitarrenkünstler und wurde dankenswerter Weise auf das legendäre Konzert Friday Night in San Francisco aufmerksam gemacht - Mediterranean Sundance war jener Song, der in mir Begeisterung für Nylon-Gitarre und Flamenco-Sound entfachte.
Die Bandbreite musikalischer Inspiration entwickelte sich mit meinem Schulwechsel zur Landesschule Pforta weiter. Neben dem reinen Instrumentalunterricht wurden die Lernenden des musisch geprägten Zweiges in vielerlei Unterrichten gefördert. Stimmbildung und Chorsingen sowie Musiktheorie und Musikgeschichte erweiterten meinen Blick in viele stilistischen Richtungen. Auch wenn das Internatsreglement seine unbequemen Seiten hatte, zeichneten die Jahre meine berufsweisende Entwicklung durch musikalische Vielfältigkeit und prägende Einflussnahme, auch durch wunderbare Banderfahrungen mit fantastischen Schulkameraden.
So zog es mich zum Studium nach Dresden, um im Melting-Pot der Gitarrenstile mein Hobby, meine intrinsischste Leidenschaft zur Berufung zu machen. Wieder machten mich – neben meinen Dozenten – vor allem Kommilitonen auf viel neue, gute Musik aufmerksam und lehrten mich das genaue Hinhören.
Es schließt sich ein Kreis zu den italienischen Liedermachern, wenn ich erwähne, dass ich in den letzten Jahren einige Male als Gastauftritt mit Pippo Pollina auf der Bühne stand. Große Projekte wie der European Guitar Award und die Aufführung des Concierto Andaluz mit der Dresdner Staatsoperette säumten außerdem meinen Konzertweg. Eine zentrale Rolle in meiner Arbeit spielte und spielt bis heute jedoch die Aufführung meiner eigenen Musik, mit der ich ein persönliches Fenster zu meinen Geschichten und Erfahrungen aufmache, welche sich hinter groovigen Rhythmen und liebevollen Melodie verbergen. Dadurch möchte ich berühren.